Gambe und Cembalo
Von Ulrich und Margit Pietsch († 2023)
Der Mainzer Madrigalchor unter seinem Chorleiter Hans Meyer wird von uns seit 2003 in einer sehr fruchtbaren und angenehmen Zusammenarbeit musikalisch mit Instrumenten der Alten Musik begleitet: mit Gambe und Cembalo.
Die Viola da Gamba – sie wird zwischen den Beinen gespielt – erlebte ihre Blütezeit vom späten 15. bis zum frühen 17. Jh. in England. Ähnlich wie bei der Blockflöte gab es sie in mehreren Höhenlagen vom Hochdiskant bis hinunter zur Tenor-/Bassgambe, und für diese Besetzung schrieben Morley, Dowland und Co. herrliche polyphone Fantasien von 3 bis zu 7 Stimmen. Um die Mitte des 17. Jh. wurden die hohen Gamben von den tonstärkeren Violinen und Bratschen verdrängt; die Bassgambe hielt sich aber noch über 100 Jahre als Solo- und Continuoinstrument, u. a. deshalb, weil sich das Violoncello als tiefer Vertreter der Violinfamilie erst im 18. Jh. allmählich entwickelte.
Ulrich Pietsch spielt auf einem Instrument, das in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als eine der ersten neu gebauten Bassgamben im Zuge der Bemühungen um historische Aufführungspraxis entstand.
Cembali gibt es seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Ihre Technik besteht darin, dass die verlängerte Taste eine Art Wippe darstellt, von deren Ende ein hölzerner Springer beim Anschlag der Taste hochgeschleudert wird. Der Springer besitzt einen Dämpfungsfilz, der die Saite freigibt, so lange die Taste gedrückt bleibt, und einen Haken (Plektrum) aus Leder oder Kunststoff – früher ein Rabenkiel –, der anschließend die Saite anreißt. So kommt ein zwar nicht dynamisch, aber artikulationsmäßig sehr wohl differenzierbarer Ton zustande.
Margit Pietsch spielt auf einem modernen Nachbau eines Virginals, einer Abart des Cembalos, das im 16./17. Jh. ebenfalls vor allem in England verbreitet war. Bei diesem Instrument liegen die Saiten quer zur Tastatur, was eine große Platzersparnis bedeutet und dabei trotzdem einen vollen, runden Klang ermöglicht.
Hörbeispiel: Johann Caspar Ferdinand Fischer (1665–1746): Plainte – Klage (instrumental). Solisten: Ulrich Pietsch, Viola da Gamba, und Margit Pietsch, Cembalo.
Ulrich Pietsch
1951 | geboren in Darmstadt |
erste musikalische Ausbildung an der Akademie für Tonkunst: Violoncello als Hauptfach, Musiklehre und Dirigieren bei Paul Schüll und Hermann Unger | |
1969–1974 | Schulmusikstudium an der Musikhochschule Frankfurt: Schwerpunktfächer Violoncello (Alexander Molzahn), Komposition (Richard Rudolf Klein) und Viola da Gamba (Rainer Noack) |
1972–2014 |
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1992–2014 |
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Margit Pietsch († 2023)
1948 | geboren in Stuttgart, lebt seit 1948 in Darmstadt. |
seit 1958 | Klavier- und Theorieunterricht an der Akademie für Tonkunst, u. a. bei Naoyuki Taneda |
1967–1970 | Schulmusikstudium in Gießen mit Hauptfach Klavier (Helga Meyer-Rauhut; seit vielen Jahren wohnhaft in Mainz) |
1971–2012 | Schuldienst mit Schwerpunkt Musik |
1992–2014 |
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Wir musizieren bereits seit 1969 zusammen und haben seitdem zu zweit, aber auch mit Partnern (u. a. der Sängerin Jutta Kirschbein) unzählige Kammermusik- und Kirchenkonzerte gegeben.
Darmstadt, im Oktober 2014
⇒ Text (Oktober 2014) als PDF herunterladen
⇒ Aktuelle Biographien 2016 (PDF und DOCX)